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Inklusionslauf Berlin am 28.06.2014

Vorwort:
Die Oma des kleinen Mannes hält sich fit. Das umfasst nicht nur die regelmäßige Laufrunde "um den Block". Sie nimmt immer wieder an Wettkämpfen teil. Im letzten Jahr war es zum Beispiel der 22. CityNight-Lauf in Berlin und der Big25. In diesem Jahr ging es zum ersten Inklusionslauf auf dem Tempelhofer Feld in Berlin. Dass mich Ihr Einsatz für ihre Fitness stolz macht, muss ich eigentlich nicht gesondert erwähnen - ich mach's aber gern. Die Geschichte und ihre gesammelten Eindrücke, erzählt sie Euch besser selbst:


Erster Inklusionslauf des Sozialverbandes Deutschland auf dem Tempelhofer Feld in Berlin am 28.06.2014

Da ich mir am Ostersamstag den Mittelfuß gebrochen hatte und mir die Chirurgin bis Ende Mai das Lauftraining untersagt hatte, konnte ich nicht an meinem Lieblingslauf, dem big25 in Berlin teilnehmen. Auf der Suche nach einem Ausgleichslauf bin ich im Netz auf den Inklusionslauf gestoßen. Die Idee, einen Lauf unter diesem Motto zu veranstalten, fand ich toll.

Hier konnte man sich aussuchen, ob man 10 oder lieber 5km laufen möchte. Das Tempelhofer Feld finde ich zwar nicht so ideal, weil man dort über die ehemaligen Start- und Landebahnen des Flughafens läuft. Das war vor ein paar Jahren, als ich an der Marathonstaffel unserer Firma teilgenommen habe, jedenfalls ziemlich öde. Im Gebäude selbst und auf dem Platz davor war allerdings tolle Stimmung.

So war ich gespannt, wie es zu dieser Veranstaltung wird. Ich erhoffte mir ein buntes Treiben und eine gute Atmosphäre, in der viele Behinderte und Nichtbehinderte zusammentreffen. Ich beschloss, in diesem Jahr erst einmal alleine hin zu fahren. So konnte ich erst einmal schauen, wie es läuft und ob es sich lohnt, in darauf folgenden Jahren ebenfalls wieder mitzulaufen.

Da es mit der Online-Anmeldung nicht funktionierte, hatte ich mir gedacht, ich nutze die Chance der Nachmeldung. Start der 5- und 10km-Läufer war auf 13:15 Uhr angesetzt, Nachmeldungen in der Zeit von 9 bis 11 Uhr möglich. So fuhr ich also zu 10 Uhr, in der Hoffnung, dass noch Plätze frei sind, hin. Entgegen meinen Vorstellungen von Menschenmassen, die sich schon auf dem Platz tummelten, musste ich etwa zwei Stunden auf dem fast menschenleeren Feld auszuharren. Gegen 11:45 Uhr füllte es sich langsam und ich verließ meinen Schattenplätzchen, von denen es auf dem Rollfeld des still gelegten Flughafens nicht allzu viele gab. Entgegen der Wettervorhersage, die viel schlechter war, prallte die Sonne auf den Asphalt und wurde von dort abgestrahlt, so dass es zum Start der Veranstaltung um zwölf Uhr sehr heiß war. Inzwischen war die Stimmung richtig gut. Der Moderator führte in kurzweiliger Art durch die Veranstaltung und wurde von zwei Gebärden-Dollmetscherinnen unterstützt, die seine Worte für die Gehörlosen übersetzten. Ich bin immer wieder fasziniert, mit wie wenig Gesten sie auskommen und sichtlich verstanden werden.

Dann ging es als erstes für die Kinder mit dem Bambinilauf los. Diese hatten sich mit dem Moderator geeinigt, dass er nicht mit einem Pistolenschuss gestartet werden sollte. Viele ängstigt ein lauter Schuss und so zählten wir alle von 10 runter und schon ging es los. Es war so toll, mit welcher Ernsthaftigkeit und Freude sowohl die Kinder des Bambinilaufes als auch die der anschließend startenden 4x400m Staffeln an den Start gingen. Hier war auch eine Gruppe von Kindern mit dem Down-Syndrom am Start. Es war toll, ganz besonders diese Kinder zu erleben, wie sie mitten im Leben stehen und durch ihre ganz besondere, natürliche Art ihre Freude und auch ihren Unmut ausdrückten.

Zum Beispiel gelang der Staffel der Wechsel von einem Staffelläufer zum anderen nicht so richtig und zum ersten Wechsel liefen zwei Mitglieder, die eigentlich nacheinander starten sollten, gleichzeitig los. Als das Mädchen, das offensichtlich später starten sollte, zurückgerufen wurde, fing es gleich an zu weinen und äußerte durch Gesten, wie sehr es sich über sich selbst ärgerte. Als sie kurze Zeit später tatsächlich dran war, schien der Ärger über sich selbst schlagartig vergessen und sie begab sie sich mit Feuereifer auf die Strecke und kämpfte so sehr ernsthaft. Wenn man diese Kinder, von denen einige oftmals auch etwas übergewichtig sind, mit ihren Altersgenossen vergleicht, stellt man fest, dass sie viel mehr an Bewegung interessiert sind und auch große Freude daran haben. Vielleicht liegt es daran, dass auf sie kein Leistungsdruck aufgebaut wird. Alles was sie erreichen, wird von ihrem Umfeld eher bestaunt und mit viel Lob bedacht.
An dieser Stelle drängt sich mir die Frage auf, warum man das nicht mit jedem Kind, behindert oder nicht, so gehandhabt wird. Sicher würde das allen gleich gut tun.

Ungefähr 13:30 Uhr war es dann so weit, der Hauptlauf startete. Hier konnte man sich im Vorfeld entscheiden, ob man 5 oder über 10 km absolvieren wollte. Wie man diese Distanzen zurücklegen würde, war völlig egal. Es starteten Dreirad-Fahrer, Eltern mit Kindern in Rehabuggys, ich habe einen blinden Läufer gesehen, der lief, indem er sich am Fahrrad seiner Begleiterin festhielt. Hierzu hatten sie am Ende des Fahrrades einen weiteren Lenker angebracht, so dass es ihm möglich war, die Strecke zu laufen, ohne die Orientierung zu verlieren. Ganz in meiner Nähe konnte ich über die gesamten 5km-Distanz einen jungen Mann im Rollstuhl beobachten, der diesen mit nur einem Arm über die Piste steuerte.

Er fiel immer wieder zurück, sammelte in dieser Zeit offensichtlich Kraft, um dann wieder in meiner Nähe aufzutauchen, ganz so, als würde er immer wieder kleine Spurts einlegen. So genau habe ich das nicht beobachten können, da ich mit mir selbst beschäftigt war, die 5km-Distanz bei schwüler Hitze auf dem ehemaligen asphaltierten Rollfeld des Tempelhofer Flughafens einigermaßen über die Runde zu bekommen. Nicht schlecht staunte ich deshalb, dass dieser junge „einarmige“ Rollifahrer tatsächlich die gesamte Strecke ein zweites Mal zurücklegte und somit die vollen 10km unterwegs war. Er hatte meinen vollsten Respekt und machte mein schlechtes Gewissen komplett, dass ich den bequemeren Weg der 5km gewählt hatte. Muss aber gestehen, dass ich auf der Strecke heilfroh war, nur die eine Runde laufen zu müssen. Die Laufstrecke ist einfach öde und beim nächsten Mal wähle ich auch wieder die 10km, wenn es durch die Berliner Innenstadt geht. Das wird im Oktober zum assics Lauf sein.

Toll war, dass alle Teilnehmer eine Medaille bekamen. So gehört jetzt diese ganz besondere Medaille zu meiner Sammlung.

Außerdem nahm jeder mit seiner Startnummer automatisch an einer Tombola teil. Hier gab es attraktive Preise zu gewinnen. Diese wurden alle gesponsert. Ganz besonders beeindruckt hat mich, dass jeder einzelne Preis liebevoll in Geschenkfolie eingepackt und mit Schleifenband versehen war. Auch wenn ich keinen der Sachpreise gewonnen habe, zähle ich mich zu den Gewinnern dieser Veranstaltung.

Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei und hoffe erstens, dass dann sehr viel mehr Sportler, behindert oder nicht, teilnehmen und ich zum zweiten nicht wieder alleine dort hinfahre. Vielleicht bekommen wir es hin, dass Du mich zusammen mit Deinem Papa begleiten kannst. Dein Papa könnte mit seinen Skatern starten und Dich im Reha-Jogger über die Piste schieben. Du hättest ganz sicher ganz viel Spass daran. Ich würde wieder laufen und Deine Tante hat auch schon signalisiert, dass sie mit Deinem Cousin und Deinem Onkel mitkommen würde. Wenn das alle Teilnehmer der diesjährigen Veranstaltung so handhaben würden, dann wäre die Veranstaltung im nächsten Jahr schon sehr viel besser besucht.

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