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Inklusion versus Angelman-Syndrom

Eigentlich wollte ich das Thema noch eine Weile schieben, vielleicht ist es aber besser so. Die Inklusion kommt und nicht nur Eltern gesunder Kinder müssen sich mit dem Thema auseinandersetzen - wir als Eltern eines behinderten Kindes müssen es auch.

Grundsätzlich bedient die Inklusion die UN und ihre Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen:
"...Aufgrund des Übereinkommens entspringt das Recht auf Teilhabe von Menschen mit Behinderung dem zentralen Menschenrecht auf Beachtung der Menschenwürde und ist nicht nur eine Frage des sozialen Wohlergehens. Die Konvention nimmt Abstand von einer Behindertenpolitik der Fürsorge und des Ausgleichs gedachter Defizite, „Defizit–Ansatz“. Sie hat das Leitbild der sogenannten „Inklusion“. Es geht nicht mehr darum, Ausgegrenzte zu integrieren, sondern allen Menschen von vornherein die Teilnahme an allen gesellschaftlichen Aktivitäten auf allen Ebenen und in vollem Umfang zu ermöglichen..."
Inklusion bald in jeder Schule Realität?
Daraus ergibt sich im ganz konkreten Fall, dass es Schulklassen gemischt mit Kindern mit Behinderung und ohne Behinderung geben wird. Den Kindern mit Behingerung wird ein (Sonder)Pädagoge zur Seite gestellt. Im Optimalfall bekommt jedes Kind einen eigenen Betreuer?

Bei uns treten dann natürlich die gleichen Fragen auf, die wohl alle Eltern bei der Inklusion beschäftigt:
  • Wie soll mein Kind den Unterrichtsstoff aufnehmen?
  • Kann sich mein Kind in den Klassenverband integrieren?
  • Wird denn von den Mitschülern zugelassen, dass es sich integriert?
  • Ist die nötige Versorgung, wie Windeln wechseln, zeitnah und zuverlässig sichergestellt?
  • Hält unser Kind dem Unterrichtsvolumen stand? Schließlich sind es 45 Minuten pro Unterrichtsstunde in denen Wissen vermittelt wird. Das geht nur wenn die Rahmenbedingungen wie Ruhe sichergestellt sind.
  • Wird es meinem Kind gut gehen?
  • und viele, viele Fragen mehr....
Warum diese Fragen zwangsläufig aufkommen? Weil ich der Umsetzung beziehungsweise Umsetzbarkeit nicht traue. In den Grundzügen der Inklusion wird von einem wertvollen Miteinander gesprochen. Behinderte und nicht-behinderte Kinder sollen gemeinsam lernen und sich kennen und verstehen lernen. Alle Menschen sind gleich. Aber wie wird das nachher in der Praxis gelebt und auch finanziert werden?

Es ist doch alles schön und gut und auch fair - gar kein Problem, jedoch müssen die Rahmenbedingungen dafür existieren! In einer Welt in der man sich schon im Kindesalter für die nächste und/oder weiterführende Schule bewerben muss, ist erfahrungsgemäß (hier sind meine Erfahrungen gemeint) kein Platz für Nächstenliebe. Hier werden die sprichwörtlichen Ellenbogen ausgefahren und alles aus dem Weg geräumt, was hinderlich ist oder gefährlich werden könnte.

Neben Verhaltensproblemen, die durchaus lösbar sind wenn die Anfangsphase überwunden ist und Inklusion um Alltag gehören kann, bleibt aber noch das Thema Finanzierung. Gesunde und behinderte Kinder gemeinsam zu unterrichten erfordert Know-How und Geld. Die Lehrkörper und Sonderpädagogen müssen nicht nur willens sondern auch in der Lage und in ausreichender Anzahl vorhanden sein, um diese gute Idee tatsächlich zu wuppen. Und bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Mir ist keine Schule bekannt, die über das nötige Personal verfügt die Betreuung der behinderten und nicht behinderten Kinder zu übernehmen. Dazu kommt, dass auch ein Betreuer durch geltendes Arbeitsrecht geschützt ist. Er muss also in der Lage sein seine Pausen einzuhalten, Urlaub zu machen und dann auch mal krank zu werden ohne dass die Betreuung des Kindes darunter leidet. Es ist heute ja schon vielerorts nicht einmal möglich, den normalen Lehrplan "abzufackeln". Viele Unterrichtsstunden werden heute schon nicht gegeben sondern fallen einfach aus. Wenn Schulen schon nicht über genügend Lehrkörper verfügen, wie sollen sie denn auch noch die dann nötigen Pädagogen finanzieren?

Das ist auch noch nicht das Ende der Fahnenstange. Nicht nur die Kinder mit Behinderungen sollen versorgt sein, auch die gesunden Kinder dürfen nicht zu kurz kommen. Hier muss an alle gedacht werden. Und da habe ich so meine Zweifel.

Auf das Thema hat mich ein Artikel in der Südwest Presse gebracht:
"...Nach der Kindergartenzeit wollten Petra und Gerold Petrul ihre Tochter in eine Außenklasse der Schmiechtalschule einschulen. Aber die Klasse kam nicht zustande. Also ging sie ein Jahr in die Schmiechtalschule und wiederholte dann die erste Klasse in der Außenklasse in Berg. In einer Außenklasse werden behinderte und nicht behinderte Kinder zusammen unterrichtet..."
Die Kleine hat das Angelman-Syndrom und allein dieser zitierte Absatz des Artikels lässt mich schon wieder schwarz sehen. Ja, sie haben es hinbekommen - jedoch nicht mal eben einfach so. Es ist halt alles ein wenig umständlicher wenn es spezieller wird? Schöne, neue Welt in der wir alle unvorbereitet zusammenwachsen wollen :-/

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